Freitag, 7. Januar 2011

St. Gallen in Sion oder: wie unterschiedlich Pyro wahrgenommen wird

Der Kampf für die Legalisierung von Pyrotechnik in Deutschland steht gerade erst am Anfang und muss noch viele Hürden nehmen. Eine wichtige ist die deutsche Medienlandschaft, die fast immer reflexartig mit einer negativen Kommentierung auf Pyrotechnik reagiert.

Ein Beispiel dafür ist das Spiel FC Sion - FC St. Gallen im November 2010. Was in dem zehnminütigen Video abgefackelt wird, hätte auch für eine gesamte Halbserie gereicht und dennoch ist die Presseberichterstattung fair und ausgewogen.



Woran liegt nun die unterschiedliche Beurteilung von Pyrotechnik? Zum Einen sicherlich an Unwissenheit über die Absichten derjenigen, die Pyrotechnik im Sinne der Absichtserklärung der Kampagne "Pyrotechnik legalisieren - Emotionen respektieren" einsetzen. Andere, vermutlich schwerwiegendere Gründe liegen in dem Wesen der Fußballreporter an sich. Ok, hier bewegen wir uns etwas auf das dünne Eis der Spekulation, aber unsere These fußt auf persönlichen Erfahrungen mit diesem Berufsstand.

So ist erst einmal festzustellen, dass der Fußball in Deutschland einen anderen Stellenwert hat als in der Schweiz. Dementsprechend haben die Fußballreporter, ob sie nun Dahlmann, Hansch, Kerner oder Töpperwien heißen, ebenfalls einen anderen Stellenwert oder sagen wir besser: Bekannheitsgrad.

Hinzu kommt, dass sich die berichterstattende Zunft quasi in einem geschlossenen Zirkel bewegt: vom Sondereingang in den Pressebereich, auf die Pressetribüne und wieder zurück und überhaupt nicht mit Fans oder Ultras in Berührung kommt.

Diese Dinge führen dazu, dass sich diese Gattung extrem wichtig nimmt und sich selbst für den heimlichen Motor des Fußballs halten. In dieser Wahrnehmung haben Fans
zu spuren und gefälligst Staffage im Hintergrund zu bleiben. Alles was zu viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, wird abgelehnt, so sind jedenfalls unsere Erfahrungen mit Sportreportern. Den meisten Damen und Herren mangelt es schlicht und einfach an Interesse und Respekt.

Jetzt kann man natürlich einwerfen, dass Sportreporter z.B. in Italien einen ähnlichen Stellenwert haben wie in Deutschland und dennoch in der Vergangenheit anders mit dem Thema umgegangen sind. Sicherlich richtig, was aber unserer Meinung nach an dem jahrzehntelangen Einfluss der Ultras liegt. Interessant wäre einmal zu wissen wie das Thema Pyrotechnik in Italien derzeit medial bewertet wird.

Eine abschließende Anekdote zum Thema: im Rahmen einer Podiumsdiskussion wurde vor einigen Jahren ein DSF-Sportreporter auf die unterschiedliche Beurteilung von Pyrotechnik in Italien & Co im Vergleich zu unseren Gefilden angesprochen. Der Herr erklärte dies damit, dass das nunmal im Ausland sei und man auf die Tifosi keinen Einfluss(!) hätte. Auch gäbe es Anweisungen von DFB, DFL und den Pressesprechern der Vereine, derartige Aktionen (zumindest im TV) entsprechend negativ zu kommentieren.


Danke an H. für die Einsendung.

3 Kommentare:

  1. Vieleicht sollte man auch erwähnen, dass solche Berichterstattungen auch in der Schweiz eher die Ausnahme als die Regel sind.

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  2. Ja, ist das so? Unsere Wahrnehmung von der Berichterstattung über Pyro (und Tifo allgemein) in der Schweiz und auch in Österreich war in den letzten Jahren eine andere.

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  3. von ausgewogener Berichterstattung kann in der Schweiz keine Rede sein... aber lest selber ... es ist nur noch beschämend was abgeht in den Medien, bei der Liga und in der Politik... Hysterie und Paranoia prägen das Bild ...

    Hier der versprochene Link zu einem starken Blog:

    http://blog.tagesanzeiger.ch/steilpass/index.php/2945/die-sackgasse-in-der-pyro-frage/

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